Sho-Dan für Augustin Affovi (SV Sillenbuch/MTV Ludwigsburg)

Wo sich andere Gedanken ans Aufhören machen, wenn sie sich vorher nicht schon längst auf das Altenteil verlegt haben, sucht ein fast 74Jähriger nochmals eine sportliche Herausforderung. Vor zwei Jahren ging beim Prüfungsreferenten Jiu-Jitsu traditionell e.V., Matthias Hubl, die Anmeldung zu einer Dan-Prüfung eines gewissen Augustin Affovi ein.

Kaum einer, der mit dem württembergischen Judosport verbunden ist, wird Augustin nicht kennen. Seine Budokarriere begann 1973 in einer Sportschule in Stuttgart-West. Man trifft ihn regelmäßig auf Lehrgängen und am Kata-Stützpunkt des WJV in Ludwigsburg an. Seit den 90er Jahren ist der Judoka (4. Dan) mit B-Lizenz als Trainer und Abteilungsleiter beim SV Sillenbuch aktiv. Noch länger ist er Mitglied beim MTV Ludwigsburg.

Zurück zur Prüfung:

Im November 2019 hatte Augustin in Fellbach mit der Goshin-Jitsu-No-Kata bereits den ersten Teil seiner Dan-Prüfung erfolgreich abgelegt (siehe Bericht „Jiu-Jitsu Dan-Prüfung 2019“). Der Abschluss sollte im zweiten Teil im ersten Halbjahr des Folgejahres erfolgen. Was folgte, wusste zu diesem Zeitpunkt niemand vorauszusehen. Zunächst machten die gesetzlich verordneten Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung, dann folgte eine wegen Krankheit längere Zwangspause und als ob dies nicht schon genug wäre, machte es ihm sein Uke und Trainingspartner, Wolfgang Grösch (4. Dan Judo, 3. Dan Jiu-Jitsu) auch noch nach. Wolfgang musste sich ebenfalls krankheitsbedingt sprichwörtlich erst wieder auf die Tatami zurückkämpfen. Gewiss mag man sich leicht vorstellen, welche Motivation, Geduld und Anstrengung notwendig ist, sein Prüfungsprogramm immer wieder aufzufrischen zu müssen. Endlich, am 8. Juli 2022 war es soweit!  Die Prüfungskommission um Jörg Eisele, Rainer Struensee (beide 5. Dan Jiu-Jitsu) und Matthias Hubl (3. Dan Jiu-Jitsu) konnte im Dojo Fellbach den zweiten und somit sportlich-technischen Prüfungsteil abnehmen. Zuvor hatte es sich auch der Erste Vorsitzende von Jiu-Jitsu traditionell e.V., Klaus Calcara, nicht nehmen lassen, ein paar Grußworte an Augustin und seinem Uke Wolfgang zu richten, angesichts derer beiden Lebensalters aber vor allem Worte der Bewunderung und des Respekts. Man bedenke: Tori und Uke bringen zusammen 141 Jahre auf die Matte!

Anschließend bot Augustin in der über einstündigen Prüfungsdauer eine gute wie ansprechende Leistung, die seinem Alter und seiner körperlichen Verfassung gerecht wurde.  Am Ende konnte Augustin seine tugendhafte Ausdauer und seinen Trainingsfleiß belohnen. Aus den Händen des Prüfungsvorsitzenden Jörg Eisele erhielt er die Urkunde zum 1. Dan im Jiu-Jitsu traditionell. Respekt, Hut ab und Ritsu rei vor dieser Leistung, aber auch vor einem vorbildlichen und verdienstvollen Judoka und jetzt auch Jiuka, dem es am Ende sehr wichtig war, seinem Uke für dessen unermüdliche, geduldige und uneigennützige Trainingsbereitschaft öffentlich seinen Dank auszusprechen!

Matthias Hubl – Prüfungsreferent