Aussprache

Jiu-Jitsu, Ju-Jitsu oder Ju-Jutsu?

Die japanischen Schriftzeichen für alle drei Begriffe sind dieselben, doch wie werden diese japanischen Schriftzeichen nun eigentlich korrekt ausgesprochen?

Die wohl einzige korrekte Schriftform für das Jiu-Jitsu ist die japanische Schrift.
Sie ist in drei Gruppen unterteilt: Die sino-japanischen Kanji, bei denen ein Wort oder ein Teil eines Begriffs mit einem Zeichen wiedergegeben wird („Wortzeichen“). Die beiden Kanji für J(i)u-Jitsu (Jutsu) sind oben abgebildet und dem Jiu-Jitsuka wohl gut bekannt. Die beiden anderen Gruppen sind die später entstandenen Silbenschriften, nämlich  Katakana und Hiragana. Sie finden Verwendung in grammatikalischen Funktionen (Hiragana, z.B. Sensei-ni-rei = „Gruß zum Lehrer“ oder Nage-no-kata = „Form der Würfe“, Sakura-no-hana = Blüte der Kirsche) und zur Schreibung fremdsprachlicher Begriffe und ausländischer Namen in der japanischen Form (Katakana, z.B. ko-m-pu-taa = Computer).

Für die meisten der Kanji gibt es in der Regel mindestens zwei Aussprachen, nämlich die sino-japanische On- und die rein japanische Kun-Lesung. Je nach Bedeutung oder Wortzusammensetzung kann ein Zeichen auch mehrere verschiedene On- bzw. Kun- Lesungen haben.

Irgendwann in der Vergangenheit musste eine auch für Nichtjapaner lesbare Form gefunden werden, da die Kontakte zum Ausland immer intensiver wurden. Für die Umschrift in die lateinische Schrift haben sich so verschiedene Systeme herausgebildet. Die drei bekanntesten sind Nipponshiki romanji, Kunreishiki romanji und Hebonshiki romanji (Hepburn-System). Es handelt sich dabei im Prinzip um die phonetische Wiedergabe mit lateinischen Buchstaben. In der Regel führt die Umschrift eines Wortes aus der Hochsprache, bzw. aus umgangssprachlichen oder regionalen Dialekten zu unterschiedlichen Ergebnissen. Dies gilt auch für die unterschieldichen Umschriftsysteme (der heilige Berg Japans heißt "Fuji" nach dem Hepburn-System, aber "Huzi" nach dem Kunrei-System). Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass aufgrund der geographischen Situation Japans (viele Inseln), auch einige Dialekte exisitieren.

Das Hepburn-System ("Hebonshiki romanji") wurde nach dem amerikanischen Missionar James Curtis HEPBURN benannt, der diese Methode für die dritte Auflage seines 1886 erschienenen japanisch-englischen Wörterbuches benutzt hat. Es ist heute das im Westen am häufigsten benutzte Umschriftsystem.

Das dem Nipponshiki romanji nahestehende Kunreishiki romanji schließlich wurde durch einen japanischen Regierungsbeschluß 1937 erstmals für den Amtsgebrauch eingeführt und 1954 in einer Richtlinie empfohlen,aber nicht bindend vorgeschrieben.

Die Schriftzeichen für Jiu-Jitsu werden etwa Dschiuu Dschits(u), Dschuu Dschits(u) oder Dschuu Dschuts(u) ausgesprochen. Der Wortbeginn ist jeweils ein weiches „d“ das „u“ am Schluß des ersten Wortes wird gedehnt, das am Schluß des zweiten Wortes kaum hörbar ausgesprochen oder fast verschluckt.

In Japan selbst verwenden heute verschiedene Stellen unterschiedliche Umschriftsysteme, da es gibt kein offiziell vorgeschriebenes Transkriptionssystem gibt. Eine bestimmte lateinische Schreibweise von Jiu-Jitsu (Ju-Jitsu,Ju-Jutsu, etc.) als die einzig richtige gibt es also rein sprachwissenschaftlich nicht.
Die unterschiedlichen Bezeichnungen können im Westen jedoch ein Hinweis auf unterschiedliche Verbandszugehörigkeiten und historische Hintergründe sein. Die ursprünglich in Deutschland „importierte“ Form und Bezeichnung ist Jiu-Jitsu. Dies belegt die Tatsache, dass die ersten Schulen in Deutschland als Jiu-Jitsu-Schulen ausgeschreiben wurden (z.B. Erich Rahn um 1906) und alte Bücher vom Beginn des 20. Jahrhunderts über das Dschiu-Dschitsu (erst später Jiu-Jitsu) sprechen, bzw. schreiben. Im englischen Sprachraum herrscht die Bezeichnung Ju-Jutsu vor, wobei berücksichtigt werden muss, dass es sich dabei in Deutschland nicht um die originär japanische Selbstverteidigungskunst handelt, sondern um ein „Kunstprodukt“, das 1969 als Auftragsarbeit im Deutschen Judobund entstand. Die Bezeichnung Ju-Jitsu findet sich eher selten. Zwar gibt es Verbände, die diese Bezeichnung im Namen führen, jedoch benutzen ihre Mitglieder in aller Regel auch die Bezeichnung Jiu-Jitsu für ihren Sport.

Unser Verband hat ganz bewußt die Bezeichnung „Jiu-Jitsu“ gewählt. Zum einen galt es, sich historisch und strukturell klar zum deutschen Ju-Jutsu abzugrenzen, zum anderen sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass man die originär japanische Methode des Jiu-Jitsu vertritt. Hierbei steht unser Verband für das Kodokan-Jiu-Jitsu nach Jigoro Kano, das die besten und größten Jiu-Jitsu-Schulen Japans unter einem Dach vereinigte, und versucht, diese Tradition fortzuführen und auf breitensportlicher und freundschaftlich, kameradschaftlicher Basis zu verbreiten.

Matthias Holder
ehemaliger Referent für Öffentlichkeitsarbeit